Schweden zu Pfingsten - Reisetagebuch

von Marcus Venzke

Eine Woche fahre ich mit meiner Freundin Susana über Pfingsten nach Schweden. Wir wollen zu einer dreitägigen Trekking-Tour aufbrechen, in einem Ferienhaus im Grünen ausspannen, einen Tag in Göteborg verbringen und die An- und Abreise mit einer "Minikreuzfahrt" genießen. Dazu haben wir die Fähre Kiel-Göteborg gebucht. Wandern und ausspannen werden wir in der Provinz Dalsland, nördlich von Göteborg, nahe der norwegischen Grenze. Dort gibt es eine abwechslungsreiche Landschaft mit viel Wald und vielen Seen. Vom Ort Mellerud verläuft der Wanderweg "Pilgrimsleden" über den Ort Håverud nach Norden. In Håverud wollen wir unsere Wanderung beginnen und später zurück kehren, um dort die Zeit im Ferienhaus zu verbringen.

Marcus und Susana in Schweden

Marcus und Susana in Schweden

Freitag, 21.5.10 - Von Hamburg fahren wir mit dem Zug nach Kiel und besteigen die Fähre nach Göteborg. Los gehen wir am frühen Nachmittag, denn die Fähre legt erst um 19 Uhr ab und fährt über Nacht. In Kiel holen wir uns noch eine Pizza. Abends haben wir dann einen schönen Sonnenuntergang zwischen Wolken über dem Meer.

Sonnenuntergang auf der Fähre

Sonnenuntergang auf der Fähre

Samstag, 22.5.10 - Von Göteborg geht es per Zug und Bus über Mellerud nach Håverud wo wir unsere Wanderung beginnen. Die zwei Stunden Aufenthalt in Mellerud überbrücken wir mit einem Einkauf im Supermarkt und nachfolgendem Picknick am Bahnhof. Überrascht sind wir, als uns der Fahrer im Überlandbus nach Håverud erklärt, dass er nur Kreditkarten aber kein Bargeld akzeptiert. Netterweise nimmt er uns trotzdem ohne Bezahlung mit. [Später erfahren wir, dass man auch mit EC-Karte bezahlen kann.] In Håverud geben wir unser Gepäck im Ferienhaus ab, das wir ab Montag beziehen, essen noch ein Eis und laufen am frühen Nachmittag zum Pilgrimsleden. Der Wanderweg ist ein Trampelpfad quer durch den Wald, markiert mit orangenen Punkten an Bäumen und auf Felsen. Er führt vorbei an vielen Seen und Felsen und über kleinere Hügel. Häufig liegen Bäume über den Weg, über die man hinüber- oder unter durch klettert. Das ist mir Rucksack auf Dauer sehr anstrengend. Wir zelten neben einem Windschutz mit Lagerfeuerstelle am See "Flat" und haben dort einen tollen Ausblick über das Wasser und vorgelagerte Halbinseln.

Zerfallene Brücke am Pilgrimsleden

Zerfallene Brücke am Pilgrimsleden

Sonntag, 23.5.10 - Am zweiten Tag unserer Wanderung laufen wir zu See Hålevattnet. Der Pilgrimsleden ist meist sehr gut markiert. Hinter dem See Flat fehlen jedoch einige Markierungen, andere sind sehr alt und schlecht zu erkennen. So verlieren wir einmal den Weg und müssen ein kurzes Stück zurücklaufen. Am See "S Kvarnetjärnet" verläuft der Weg dann ganz anders als auf der Wanderkarte - und zwar über einen kleinen Berg mit schönem Ausblick über die Landschaft. Zum Glück ist der Weg dort sehr gut markiert. Abends zelten wir wild. Wir bauen unser Zelt am See auf, legen eine kleine Lagerfeuerstelle an und sichern einen Platz zum Sitzen und Kochen mit einem Tarp gegen die Regenschauer.

See Flat beim Windschutz

See Flat beim Windschutz

Montag, 24.5.10 - Über Schotterwege und Straßen laufen wir zurück nach Håverud und beziehen unser Ferienhaus. Auf den befestigten, geraden Wegen läuft es sich viel leichter und schneller als auf dem unbefestigten Pilgrimsleden quer durch den Wald. So schaffen wir den Rückweg einschließlich Pausen in ca. 5 Stunden. Am Nachmittag beziehen wir das komfortable Ferienhaus "Ekedalsstugan" mit Küche, WC und heißer Dusche im Erdgeschoss und Betten und großem Sofa im ersten Stock.

Mit Tarp überdachter Platz nach Frühstück

Mit Tarp überdachter Platz nach Frühstück

Dienstag, 25.5.10 - Nach all der Natur fahren wir mit dem Bus nach Mellerud zum Einkaufen. Die Kleinstadt ist mit knapp 4000 Einwohnern das Zentrum der gleichnamigen Gemeinde umliegender Ortschaften zu denen auch Håverud gehört. Im Zentrum gibt es einen Marktplatz mit Touristeninformation, drei Supermärkten, Apotheke und diversen anderen Läden. Wir laufen durch mehrere Geschäfte, essen kleine Törtchen aus einer Konditorei und kaufen Lebensmittel für das Abendessen und den nächsten Tag.

Abends laufe ich noch zum Aquädukt von Håverud, der wichtigsten Sehenswürdigkeit der Gegend, gleich im Ort. Hier führt der Dalsland-Kanal durch eine Schlucht und auf einer Brücke aus dem 19. Jahrhundert über einen Fluss. Dazu gibt es einige alte Schleusen, eine Eisenbahn- und eine Straßenbrücke. Insgesamt ist das Ensemble sehr beeindruckend.

Aquädukt von Håverud am Abend

Aquädukt von Håverud am Abend

Mittwoch, 26.5.10 - Eine Tageswanderung führt uns um den See Ovre Upperudshöljen, an dem Håverud und ein paar weitere, kleine Ortschaften liegen. Die erste ist Upperud mit einer weiteren Schleuse des Dalsland-Kanals. Der insgesamt 254 Kilometer lange Kanal verbindet mit nur 12 Kilometern künstlichen Wasserstraßen über Seen und Flüsse den großen schwedischen Vänernsee mit vielen Orten der Region. Ein Stück weiter besuchen wir das Hantverkshuset, in dem auf mehreren Stockwerken lokales Kunsthandwerk verkauft wird. Auf der anderen Seite des Sees laufen wir durch Åsensbruk mit einer großen Papierfabrik, einem Dorfladen und einer Bank mit Geldautomat. Ein kleiner Weg am See führt uns zurück nach Håverud. Dort besuchen wir noch einmal ausgiebig das Aquädukt. Abends laufe ich "zum Abschied" ein kurzes Stück des Pilgrimsleden ab Upperud.

Altes Ruderboot beim Hantverkshuset

Altes Ruderboot beim Hantverkshuset

Donnerstag, 27.5.10 - Mit Bus und Bahn fahren wir zurück nach Göteborg. Vorher putzen wir noch - wie in Schweden üblich - unserer Ferienhaus. Den Bus nehmen wir gegen 14 Uhr und haben in Mellerud eine Stunde Aufenthalt. So kommen wir erst am späten Nachmittag in Göteborg an. Es ist mit 500000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Schwedens. Mit viel Grün und Hügeln ist sie sehr aufgelockert, wirkt auf uns nach der Zeit in Mellerud und Håverud aber trotzdem hektisch. Wir checken im Ibis-Hotel ein, einem Wohnschiff, das zentral in der Nähe des Hauptbahnhofs auf dem Fluss Göta älv liegt. Leider sind die Zimmer recht eng. Abends machen wir einen ersten Rundgang durch die Stadt, laufen ins Haga-Viertel mit Atmosphäre aus dem 19. Jahrhundert und gehen essen.

Riesenrad, Viermastbark Viking und Oper von Göteborg

Riesenrad, Viermastbark Viking und Oper von Göteborg

Freitag, 28.5.10 - Wir besichtigen Göteborg. Zuerst bummeln wir durch Nordstan, Skandinaviens größtes Einkaufzentrum. Gleich benachbart liegt der Gustav-Adolfs-Platz mit dem Rathaus und eine Straße weiter das Kronhuset, das älteste Haus der Stadt. Beeindruckend sind die Markthalle "Saluhallen Kungstorget" und besonders die Fischmarkthalle Feskekörka, die wie eine Kirche aussieht. Über den Fluss Göta älv verläuft eine hohe Straßenbrücke, die man auch zu Fuß überqueren kann und von der man einen Ausblick auf Hafen und Stadt hat. Noch beeindruckender ist der Ausblick vom Hügel im Keillers Park, den man über die Brücke erreicht. Gegen 18 Uhr besteigen wir die Fähre nach Kiel, von wo wir am nächsten Morgen per Bahn nach Hause fahren.

Fischmarkthalle Feskekörka

Fischmarkthalle Feskekörka

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